- Artikel-Nr.: SW10245
Aufstand zu Aschura in Wort und Botschaft Imam Chomeinis
Gegrüßt sei Hussein ibn Ali (a.), der sich mit seinen wenigen Getreuen erhob, um der Tyrannei jener, die das Kalifat zu Unrecht an sich gerissen hatten, ein Ende zu setzen. Wenngleich die Anzahl seiner Mitstreiter sehr gering und ihre Ausrüstung nur spärlich war, gab er sich dem Gedanken, sich dem Tyrannen zu ergeben, nicht hin. Er ließ Kerbela zur Stätte des Opfertodes seiner selbst, seiner Kinder und wenigen Gefährten werden und seinen Ruf: „Niemals Unterdrückung [hayhat-min-a-zhilla]“ zu allen dringen, die Recht und Wahrheit wünschen.
Autor: Imam Chomeini
Format: DIN A5, Paperback
Seiten: 103
Ort, Jahr: Bremen, 2010
ISBN 978-3-939416-47-0
Aufstand zu Aschura in Wort und Botschaft Imam Chomeinis
Die Übersetzung ist gewidmet allen auf dem Weg der Liebe Imam Husains (a.),
insbesondere dem Autor Imam Chomeini – möge seine Seele geheiligt sein – sowie
seinem Nachfolger Imam Chamene´i und dessen Lehrer der Liebe,
dem Statthalter der Zeit und Urenkel Imam Husains (a.).
Möge er bald erscheinen.
Imam Sayyid Ruhullah Chomeini
Aufstand zu Aschura – in Wort und Botschaft
Imam Chomeinis
© 2010 m-haditec GmbH & Co. KG – Bremen
www.mhaditec.de
ISBN 978-3-939416-47-0
Titelbild: Kalligraphie “Aufstand zu Aschura“ (in grün),
darüber: “Jeder Tag ist Aschura“ (in rot)
3
Im Namen Allahs des Gnädigen, des Begnadenden
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur deutschen Übersetzung .................................. 5
Erster Teil ................................................................. 7
Rede Imam Chomeinis in der Gemeinschaft geistlicher
Gelehrter West-Teherans (22.10.1979)........................ 8
Rede in der Gemeinschaft von geistlichen Gelehrten,
Gemeinschaftsgebets-Imamen, Geistlichen und Predigern
aus Qum und Teheran (20.6.1982) ........................... 13
Rede in der Gemeinschaft religiöser Redner und Geistlicher
aus Qum, Teheran sowie Ost- und West-Aserbaidschan (17.
10.1982).......................................................... 22
Zweiter Teil .............................................................. 29
Muharram..., Schwelle zum “roten“ Martyrium............ 29
Dritter Teil ............................................................... 32
Gründe und Faktoren des Aschura-Aufstandes ............. 32
Ziele des Aschura-Aufstandes ................................. 41
Bewusste Entscheidung der Märtyrer von Kerbela ......... 47
Auswirkungen des Aufstandes von Aba Abdillah (a.)....... 51
4
Der Aufstand zu Aschura, Vorbild für die Freiheitlichen.. 61
Vierter Teil............................................................... 71
Sinn des Gedenkens und Trauerns............................ 71
Bedeutung des Trauerns für die Wiederbelebung des Islam
und die Schule des Fürsten der Märtyrer .................... 78
Bedeutung dieses Trauerns für den Schutz der Nation und
des Landes ....................................................... 87
Ehrend des Aschura-Aufstandes zu gedenken zählt zu den
göttlichen Aufgaben ............................................ 93
Empfehlungen für Redner, Klagelieder-Vortragende und
Trauernde........................................................ 96
Zitate von Imam Chomeini aus seinen Botschaften zu
Aschura........................................................... 99
Der Friede sei mit Dir oh Ruhullah
5
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen
Vorwort zur deutschen Übersetzung
Gegrüßt sei der Bannerträger der Schule des Märtyrertums
[schahada], jener bis ans Ende aller Tage siegreiche Unterdrückte!
Gegrüßt seien Husain (a.) 1 und dessen Getreue! Und
gegrüßt seien die lauteren Nachkommen Aschuras: Imam
Chomeini und dessen Gefährten!
Das, was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, sind die
Worte eines großen Mannes, der in der Befolgung des “Fürsten
der Märtyrer“ [sayyid-al-schuhada] selbst zu einem Vorbild
wurde. Es sind die Zitate jenes Mannes, der in einer finsteren
Zeit der Tyrannei die leuchtende Fackel des Märtyrertums
[schahada] ergriff, das Banner des Widerstandes emporhob,
die martyriumbereiten Anhänger Imam Husains (a.)
von der Schmach des Stillschweigens und Demütigung befreite
und in der Zeit der Herrschaft von Eisen und Stahl die Entrechteten
und “Barfüßigen“ dieses Erdenrundes an die Losung
des „Sieges des Blutes über das Schwert“ erinnerte.
Schließlich gelang es ihm – Allah sei Dank – mit dem Engagements
all jener, die über Jahrhunderte hinweg das Trauern
um Imam Husain (a.) nicht vernachlässigt und die Liebe zu
Aschura sowie das Gedenken an jenes Kerbela-Geschehen mit
ihren Tränen und lauteren Herzen Generation für Generation
wach gehalten hatten - das yazidische Regime seiner Zeit zu
Fall zu bringen. Möge die Erinnerung an ihn, welcher sagte:
„Alles was wir haben, verdanken wir Muharram und Aschura“,
nie erlöschen. Wir hoffen, dass jenen, die sich dem Vorbild
Imam Husains (a.) getreu einsetzen und den Weg Imam
Chomeinis gehen, auch weiterhin die Ehre zuteil werden möge,
die Vorhut des Widerstandes gegen Tyrannei zu bilden,
1 Abkürzung für “alaihi salam“ oder “alaiha salam“: „Der Friede sei mit
ihm/ihr“. Sie wird verwendet für die Reinen der Prophetenfamilie (Ahl-ul-
Bait) und andere Propheten.
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vorbildliche Nachfolgende des “Großen der Freien“ zu sein,
sich innerhalb der festen Burg “Führung [wilaya]“ als unerschrockene
und unermüdliche Verteidiger der Islamischen
Befreiungstheologie zu erweisen und die ihnen anvertraute
Gottesgabe – die Statthalterschaft des Rechtsgelehrten – bis
zum Erscheinen jenes Verheißenen, der der Menschheit zu
Gerechtigkeit verhelfen und sie erretten wird, getreulich zu
bewahren. Inschaallah!
Die obigen Zeilen stammen – leicht aktualisiert – aus der ursprünglichen
Ausgabe des vorliegenden Buches aus dem Frühjahr
1995. Herausgeber war damals die Institution zur Koordination
und Publikation der Werke Imam Chomeinis. Das
Buch ist seit Jahren restlos vergriffen. Umso dankbarer sind
wir, eine überarbeitete Neuauflage dem deutschsprachigen
Leser zur Verfügung stellen zu dürfen in der Hoffnung, dass
der Geist der Befreiungstheologie des Islams und ihre Jahrhunderte
zurück liegende Basis besser verständlich werden
möge.
Die Herausgeber
Imam Chomeini und sein Nachfolger Imam Chamene’i
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Erster Teil
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen
Gegrüßt sei Husain ibn Ali (a.), der sich mit seinen wenigen
Getreuen erhob, um der Tyrannei jener, die das Kalifat zu
Unrecht an sich gerissen hatten, ein Ende zu setzen. Wenngleich
die Anzahl seiner Mitstreiter sehr gering und ihre Ausrüstung
nur spärlich war, gab er sich dem Gedanken, sich
dem Tyrannen zu ergeben, nicht hin. Er ließ Kerbela zur
Stätte des Opfertodes seiner selbst, seiner Kinder und weniger
Gefährten werden und seinen Ruf: „Niemals Unterdrückung
[hayhat-min-a-zhilla]“ zu allen dringen, die Recht und
Wahrheit wünschen.
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Drei Reden zu Muharram und Aschura
Rede Imam Chomeinis in der Gemeinschaft
geistlicher Gelehrter West-Teherans
(22.10.1979)
Der Islam, den wir heute, da wir hier beieinander sitzen sehen,
wurde durch den “Fürsten der Märtyrer“ [sayyid-alschuhada]
2 lebendig erhalten. Der Fürst der Märtyrer gab
alles, was er hatte, seine Söhne, seine Habe ..., kurz, das,
was er besaß – über Besitz im eigentlichen Sinne verfügte er
nicht, aber er hatte Kinder und Gefährten – auf dem Wege
Gottes und zur Festigung des Islam hin. Um dem Unrecht die
Stirn zu bieten, erhob er sich zum Widerstand, zum Widerstand
gegen ein Imperium jener Tage. Gegen ein Imperium,
das größer war als die heutigen. Er erhob sich mit nur wenigen
Mitstreitern. Und dennoch ..., obwohl ihre Anzahl3 nur
gering war und er – gemeinsam mit seinen Getreuen – das
Martyrium fand, trug er den Sieg davon. Den Sieg über jenes
Gewaltregime, dass er zu bezwingen vermochte.
Wir, die wir ihm folgen und seit jener Zeit – gemäß einer
Empfehlung von Imam Sadiq4 (a.) – Gedenktrauerveranstaltungen
abhalten, sagen und wollen das gleiche wie er. Es
geht um den Widerstand gegen das Unrecht! Es geht darum,
2 Der Titel “Fürst der Märtyrer“ bzw. “Herr der Märtyrer“ [sayyid-alschuhada]
ist ein Titel von Imam Husain (a.), dem Enkel des Propheten
Muhammad (s.).Dieser Titel wurde ihm von den später lebenden Ahl-ul-Bait
(a.) und ihren Anhängern zugesprochen, weil sein Martyrium in Kerbela am
Tag von Aschura als höchste Stufe des Martyriums gilt und es keinen Märtyrer
gibt, der mit ihm und dem Opfer seiner gesamten Familie zum Schutz
des Islam vergleichbar wäre.
3 Die Anzahl der Märtyrer von Aschura umfasst in vielen Listen 72 Männer
und manchmal einige Frauen, wobei sich die Listen teilweise unterscheiden
bzw. Märtyrer in Kufa mit aufgezählt werden.
4 Imam Dschafar ibn Muhammad al-Sadiq (a.) ist der sechste Imam der
Zwölf Imame. Er lebte in einer Zeit des Machtkampfes und Herrschaftswechsels
von den Umayyaden zu den Abbasiden. In diesem Machtvakuum
konnte er viele Gelehrte ausbilden. Die Gelehrten haben von keinem Mitglied
der Ahl-ul-Bait nach Imam Husain (a.) so viel überliefert wie von ihm.
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den Kampf gegen das Unrecht der Tyrannen nicht in Vergessenheit
geraten zu lassen. Wir haben, gemeinsam mit unseren
Rednern, das Geschehen von Kerbela in lebendiger Erinnerung
gehalten ..., den Kampf einer kleinen, aber von tiefem
Glauben an Gott durchdrungenen Gruppe gegen ein starkes,
Gott trotzendes Heer.
Das Beweinen eines Märtyrers [schahid] hält die Bewegung
aufrecht und lebendig. In Überlieferungen heißt es, dass der,
welcher über einen Märtyrer weint oder andere zum Weinen
über einen Märtyrer motiviert, mit dem Paradies belohnt
wird, selbst der, der sich “nur“ als Weinender gibt. Deswegen
weil selbst er, dessen Mienenspiel Kummer, Trauer und
Tränen kundtun, der Bewegung Imam Husains (a.) dienlich ist
und sie unterstützt.
Unser Volk hat diese Trauerveranstaltungen beibehalten, und
es war nicht grundlos, dass Reza Chan5 Versammlungen dieser
Art durch seinen Staatssicherheitsdienst rigoros blockierte.
Nein, grundlos war es nicht. Doch er selbst war nicht der Initiator
dieser Maßnahme. Er war dazu beauftragt, sie war ihm
zudiktiert worden. Denn sie, das heißt unsere Gegner, die
über die Problematik und deren Reichweite Bescheid wussten,
hatten begriffen, dass sie ihre Ziele nicht würden verwirklichen
können, solange diese Versammlungen stattfinden
und Klagelieder [nawhah] erklingen würden, in denen der
Unterdrückte beklagt und der Unterdrücker angeprangert
wird. Zu Zeiten Reza Chans wurde dieses alles konsequent
untersagt. Sie taten, was sie konnten ..., verschlossen den
Predigern den Mund und verschnürten den Gelehrten die
5 Reza Chan, Vater des Mohammad Reza Pahlawi (entmachteter Schah),
unternahm 1920 gemäß Plan der englischen Regierung einen Putsch und
bestieg 1925 den Thron. Das erste, was er zu Beginn seiner Herrschaft in
die Wege leitete, war, dass Religions- und Qur´anunterricht als auch das
Gemeinschaftsgebet an den Schulen verboten wurden. Im ganzen Lande
wurden religiöse Veranstaltungen u.a. Trauerzeremonien zum Gedenken an
Aschura untersagt und eingestellt. Selbst die Begräbnis- und Trauerfeierlichkeiten
wurden eingeengt und mussten nach einem besonderen, von ihm
vorgegebenen Reglement vollzogen werden.
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Hände. Sie ließen nicht zu, dass die Geistlichen redeten und
aufklärten. Selbst aber betrieben sie ihre Propaganda, agierten
und hantierten, verhökerten die Reichtümer des Landes
und schoben uns aufs Abstellgleis.
Zu Zeiten von Muhammad Reza6 spielte sich das gleiche ab,
nur in etwas anderer Form. Nicht ganz so direkt und gewaltsam,
aber dennoch zielstrebig bemühte man sich, diese
Gruppe der Bevölkerung7 auszuschalten. Und heute sind es
wieder die gleichen, die ihr Spielchen treiben, nur dieses Mal
mit unserer Jugend. Ähnlich wie zu Zeiten von Reza Chan, als
die Trauerversammlungen verboten wurden.
Eine Clique meldet sich jetzt zu Wort und sagt: „Hört endlich
auf mit diesen Trauerveranstaltungen“. Sie kennen den Wert
der Trauerveranstaltungen nicht, wissen über sie nicht Bescheid.
Sind nicht im Bilde über den Sinn dieser Trauer, auch
nicht darüber, dass die Bewegung Imam Husains (a.) bis hierher
vordrang und diese heutige Bewegung in die Wege leitete.
Diese Bewegung ist ein Spross, ist ein Widerschein jener
Bewegung Imam Husains (a.). Sie sind sich nicht im Klaren
darüber, dass das Weinen um Imam Husain (a.) diese Bewegung
lebendig erhält. Ebenso den Gedanken, dass eine kleine
Schar einem mächtigen Imperium sehr wohl die Stirn zu bieten
vermag. Und dieses ist eine Weisung. Eine Weisung Imam
Husains (a.), von ihm selbst vorgelebt und an alle gerichtet:
„Jeder Tag ist Aschura, jeder Ort ist Kerbela“, eine Anordnung,
die besagt, dass wir jeden Tag und an jedem Ort
seine Bewegung fortzusetzen haben..., nach dem gleichen
Motto.
6 Gemeint ist der letzte iranische Schah, der am 16.1.1979, als die Revolution
ihren Höhepunkt erreichte, auf Empfehlung der USA das Land verließ.
Nach der Entmachtung seines Vaters war er am 16.9.1941 seitens der Alliierten
mit der Macht im Lande beauftragt worden. 37 Jahre lang fungierte
er als “Schah von Persien“. Seine Herrschaftszeit war eine Zeit der Vorherrschaft
des kolonialistischen Englands und danach der imperialistischen
USA, die das materielle als auch geistig-kulturelles Kapital Irans entwendeten.
7 Gemeint sind die Geistlichen.
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Imam Husain (a.) gab alles, was er besaß, für den Islam hin.
Unterstützt von nur einer kleinen Gruppe. Er leistete einem
mächtigen Reich Widerstand und sagte „Nein!“ Dieses “Nein“
sollte tagtäglich und überall gewahrt bleiben. Auch bei diesen
Versammlungen, bei diesen Trauerversammlungen geht
es darum, dass dieses “Nein“ nicht verstummt. Unsere Kinder,
unsere Jugend sollte keinesfalls denken, es ginge um das
Weinen eines Volkes, um eine “weinende Nation“. Das wird
ihr eingeredet, damit sie glaubt, einem “weinenden Volk“
anzugehören! Deswegen wird versucht, derlei weiszumachen,
weil dieses Weinen – das ein Beweinen des Unterdrückten
und zugleich ein Protest gegen den Unterdrücker ist – “jene“
in Sorge versetzt. Die Trauergruppen und -züge in den Straßen
bringen ihren Protest gegen ihn, den Tyrannen, zum Ausdruck,
haben sich gegen ihn erhoben. Das alles solltet ihr
bewahren. Es gehört zu unserem religiösen Brauchtum und
muss erhalten bleiben, ist politischen Inhalts und darf nicht
in Vergessenheit geraten. Lasst euch nicht in die Irre führen!
Geht diesen Schreiberlingen und Federfuchsern nicht ins
Netz! Sie, die euch unter den verschiedensten Titeln und
Bezeichnungen und getragen von irrigen Gedanken und Zielen
alles nehmen wollen, erkennen sehr wohl, dass diese Versammlungen
und diese Trauergesänge, in denen immer wieder
aufs neue an Leid und Tragik des Unterdrückten und das
Unrecht der Unterdrückenden erinnert wird, gegen Tyrannei
und Tyrannen gerichtet sind. Jahr für Jahr, Jahrhundert für
Jahrhundert ...
Dass die Trauergesänge und Predigten Land und Islam einen
Dienst erweisen, verstehen einige nicht. Darum, weil sie
nicht nachdenken. Lasst euch von diesen “Großsprechern“
nicht in die Irre führen! Sie begehen Verrat. Sie, die euch
einzureden versuchen, ihr seit ein “weinendes Volk“, sind
Verräter. Ihre Herren und Meister fürchten dieses Weinen,
weshalb Reza Chan es verhindern und alles verbieten musste.
Er bekam den Auftrag dazu. Dass er ihr Beauftragter war,
erklärte England – nachdem Reza Chan fort war – über Radio
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Delhi: „Wir haben ihn geholt und nun wieder fortgeschickt...“.
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Das stimmte. Sie hatten ihn auf den Thron gesetzt, damit er
den Islam zertrete. Und eine seiner Maßnahmen bestand darin,
euch diese Trauerversammlungen zu verbieten. Unsere
Jugendlichen sollten nicht glauben, der Nation einen Dienst
zu erweisen, indem sie diese Trauerversammlungen und -
reden mit Rufen wie: „Hört endlich auf mit diesem Gerede“
stören. Das ist falsch. Diese Reden müssen sein. Über all das
Unrecht muss gesprochen werden, damit die Bevölkerung
versteht, was damals geschah. Tagtäglich sollte darüber Aufklärung
erfolgen, das ist von politischer und gesellschaftlicher
Bedeutung.
8 Am 5 November 1941 sprach Radio London in einem politischen Kommentar
unmissverständlich über Englands hintergründige Freundschaft mit Iran,
das "Wie und Warum" der Machtübernahme Reza Chans und erklärte: „Die
englische Politik in Iran ist auf Freundschaft aufgebaut. Auf einer uneigennützigen
als auch eigennützigen Freundschaft. Die uneigennützige
Freundschaft mit Iran ist die Freundschaft der Wissenschaftler. Die
Freundschaft der englischen Regierung mit Iran und jedem anderen Land
aber ist nicht uneigennützig und kann es auch nicht sein. Als wir sahen,
dass die iranische Bevölkerung dem Vertrag (von 1919) misstraute und
korrupte Absichten hinter ihm vermutete, annullierten wir ihn. Stattdessen
unterstützten wir die iranische Regierung und versetzten sie in die
Lage, in ihrem Lande für Ordnung zu sorgen. Das war es, was wir mit unserer
Hilfe und Unterstützung für Reza Chan bezweckten. Die Gegner aber
machten Glaubens, dass wir Reza Chan bevormundeten und alles, was er
unternahm, auf unseren Befehl hin tat. Dem aber war nicht so! Als wir
dann merkten, dass durch die Teufelei der Deutschen und die Nachlässigkeit
des Schahs unsere Interessen in Gefahr gerieten, waren wir gegen
unseren Wunsch zu unserem Vorgehen (Verbannung Reza Chans) gezwungen.“